Wir organisieren unsere „Schmetterlingsschule“ im Sinne des Schulischen Enrichment Modells von Renzulli/Reis. Dieses Modell sieht drei Stufen des Enrichment vor. Dabei ist Enrichment des Typs III das selbständige Forschen.
Dies wird empfohlen als ein Angebot an besonders begabte und/oder hochbegabte Kinder einer Schule. Bei der Überlegung, wie viele Kinder dies bei uns sein könnten und wie das dann zu organisieren sei, erschien es uns sehr schwierig, zu entscheiden, wen man zu diesem Forschen zulassen/einladen könnte und wen nicht. Wir haben uns gefragt welche Voraussetzungen man wohl mitbringen müsste und was der Wert eines selbständigen Forschungsprozesses für die Kinder sein könnte. Als wir gerade mit dieser Diskussion beschäftigt waren, sprach man uns aus der Agentur für Schulberatung an, ob wir nicht an einem Projekt der Körber- Stiftung, „Schulen im Fluss“ teilnehmen wollten. Dort ginge es um Möglichkeiten des forschenden Lernens. Agentur und Körber- Stiftung würden den Prozess unterstützen, und am Ende sollte eine Präsentation im Körber- Forum stehen. Gerne haben wir uns beteiligt und uns dafür entschieden mit vier kompletten Klassen ins Forschen einzusteigen. Die Projektleitung übernahm Frau Dr. Kristina Calvert, die wir durch das Philosophieren mit Kindern kannten. Das gesamte Kollegium war eingebunden, die Schulgremien stimmten gerne zu und es begann ein überaus spannender Lernprozess für alle Beteiligten.
Seit nunmehr drei Jahren arbeiten wir am Thema Forschendes Lernen und haben dazu ein eigenes Curriculum entwickelt, das wir in einem Praxishandbuch und bei Lehrerfortbildungen vorstellen.
Was ist Forschen?
Forschen zeigt sich in einer bestimmten Haltung. Neugier gehört dazu. Wissen wollen, die Bereitschaft, den Dingen auf den Grund zu gehen. (Messner 2009, S.24 in: Schule forscht – Ansätze und Methoden zum forschenden Lernen)
Forschen bei uns
Die Kinder arbeiten für ein halbes Jahr an einer Frage ihres ganz persönlichen Interesses. Diese Frage finden sie mittels des Philosophierens mit Kindern. Jede Frage ist zulässig, wenn das Kind den Eindruck hat, dass sie komplex genug sei, um über einen längeren Zeitraum hin interessant zu bleiben. Die Kinder beschäftigen sich mit dieser Frage auf völlig selbständig gewählten Wegen und finden Antworten oder auch Teilantworten auf ihre Frage, die sie dann auf eine Weise präsentieren, die sie sich selbst aussuchen können. Die Arbeit umfasst eine Doppelstunde pro Woche und wird begleitet von LehrerInnen, StudentInnen, Eltern und anderen außerschulischen ExpertInnen. Präsentiert wird am Ende der Forscherzeit von jedem Kind.
Präsentationsformen in der Vergangenheit waren Vorträge, Plakate, Umfragen, selbst hergestellte Lernspiele, eigene Gedichte, kleine Videofilme, Powerpoint- Präsentationen, Modelle, Sammlungen, Experimente etc. In den vergangenen zwei Jahren brauchten wir zwei Schulvormittage um alle Ergebnisse ausgiebig zu betrachten, zu diskutieren und wertzuschätzen.
Was bringt den Kindern das Forschen?
Buch forschendes LernenEs geht in der Schule für ein Halbjahr für zwei Stunden in der Woche einmal um eine Frage, die das Kind selbst ausgesucht hat. Das motiviert. Erwachsene und MitschülerInnen werden als BegleiterInnen erlebt im eigenen Lernprozess. Dies verändert die Beziehungen der beteiligten Menschen zueinander.
Das Kind kann Kompetenzen erwerben, die den gesamten weiteren schulischen Lernprozess befruchten. Kompetenzen, die überfachlich sind: Orientieren, Probleme formulieren, Informationen suchen, Wissen ausdrücken, Modellieren, Planen, Vermuten, Experimentieren, Auswerten, Ergebnisse finden, Präsentieren, Diskutieren, Reflektieren und Anwenden.
Darüber hinaus wirkt es motivierend, das eigene Interesse für eine Sache einmal im Mittelpunkt schulischer Arbeit zu erleben. Dies ist keine Selbstverständlichkeit.